Unser Klassenlehrer “Latschi” Latendorf

Zum Ableben von Frau Latendorf siehe Beitrag am Ende dieser Seite

Uns’ Latschi

Bekanntlich wier ja de Sprung von de 10.  tau de 11. Klass de schwerste Afschnitt up de Oberschaul. Wenn ick dor bloß an Mathe denk: Wer bether so einigermaßen de Gleichungen un Funktionen begräpen har un sich mit Sinus, Cosinus, Tangens un Cotangens taurechtfünn, de müßt  nu erläben, dat uns’ Klassen- un Mathelihrer Latschi noch ganz anner Geschütze upführn künn: Hei keem mit Differential- un Integralräknung up uns tau. Wer dorbi noch nich tau Boden gahn wier, denn’ erwischte dat bi de  Analytische Geometrie un Sphärische Trigonometrie.

Oewer so is dat nu mal im Läben: Wat denn’ ein sien Uhl is denn’ annern sien Nachtigall. Mi het dat in Mathe vääl Spaß makt un’n poor  anner bestimmt uk noch. Dorför  har ick denn woanners miene Doeststrecken: För Geschichte tau’m Biespill künn ick mi einfach nich begeistern, uk Dütsch-Literatur heff ick bloß makt, weil’t äben makt warden müßt.

 Dat mit dat “Moegen orrer Nichmoegen”  von bestimmte Fächer hängt bekanntlich  oftmals  mit denn’  Lihrer  tausammen,  dei  dat unnerrichten deit. Un dor mööt ick hüt mit einigen Afstand sengen,  het Latschi för mi keine schlichte Figur makt. Hei künn gaut erklären, wier sicher in all sien drei Fächer un man künn jedertied  mit alle moeglichen un unmoeglichen Fragen tau em kamen. Hei har einfach ümmer Tied för uns.

  Ein Grund dorför, dat am End in uns’ Klass so vääle schlichte Zensuren in Mathe rutkamen sünd, wier bestimmt uk, dat Latschi, ob bewußt orrer unbewußt, dat bi de Klassenarbeiten ümmer so inricht het, dat de Besten von uns man  grad  so mit de Tied utkamen sünd. Dor bleeben kum noch’n poor Minuten oewrich, üm allet nochmal tau kontrolliern. Wat  süllen  dor uns’ bäten schwächeren Mäkens maken (Namen warden hier nich nennt!) ?

“Latschi” Latendorf
an unserem Tisch beim
1. Traditionstreffen der
Friedrich-Engels-Oberschule 1956
im Volkshaus in
Neubrandenburg

Unser Latschi:
Viel hat’s nicht
genützt...

Ja, uns’ Latschi ! Dat gift noch so allerhand oewer em tau schrieben. Dat hei’n groten Angler is, tau’m Biespill, orrer dat hei dat, wat sich twischen Gretchen un mi anbahnen deed, sihr früh un uk tähmlich genau inschätzt het un as Klassenlihrer entspräkend reagierte. Dorup war ick an anner Stell noch tau spräken kamen. Näben Mathe, Physik un Chemie heff ick bi em uk de wichtigsten Kniffe im Skat liernt un vör allem: Hei het mi dat Doppelkoppspälen bibröcht! Sicher har hei dor’n Hinnergedanken bi. In mien letztet Studienjohr leet hei denn uk de Katt ut’n Sack:  Latschi wier johrzehntelang “Chef” von einen Doppelkoppklub, de ut lurer olt-ehrwürdige Niebramburger Persönlichkeiten bestünn (ein  “Freundeskreis” fast wie bi Fritz Reutern: Ärzte, Kooplüüd , Apteiker ...). Dees Männer keemen einmal de Woch tausammen, spälten in ein Kass un wenn dei vull wier, denn würr allet werrer verpraßt. Deese “Ollmännerverein” brukte unbedingt junget Blaut.

Na, jedenfalls het Latschi mi un Mecki oewerrääd’, na’t Studium  dor mittaumaken. Nixahnend deeden wi dat denn uk! Eint’ möt ick ja sengen: Dat Spälen het bannich Spaß makt, aber ... wenn dat verdammte  “Aber”  nich west wier! Dei ollen Herrn wiern deilwies schon so tadderich, dat ick an manchen Abenden  noch för twei anner de Korten mitgäben müßt.  Spälen künn’s  grad   noch,  dat Bier- orrer  Schluckglas  kreegen’s kuum noch heil an de Gusch, oewer dat Gäben ging nich mihr! Dor heww ick denn bi Tieden dat Handdauk schmäten. Mecki hett’ noch’n bäten länger utholln as ick.

Latschi kricht de Oewersicht

Latschi har as uns’ Klassenlihrer mit de Tied uk de richtige Oewersicht  krägen.  Wie ick  schon  andüüte,  verfolgte hei  ganz  upmarksam, wat sich twischen Gretchen un  mi anbahnen deed. Am Anfang von de “Twölft” set’te hei alle Schäuler in de Klass so hen, wie hei dat för richtig un bärer as bether hööl. Dorbi keem Gretchen ganz vörn rechts tau sitten  (näben Heiner ) un ick ganz hinn’ links (näben Helga). Wie Latschi meinte, wull hei unse Leif  ‘n bäten unnerstütten. Wie dat? Hei begründete siene Maßnahm’ mit de Wüürd:

   “Die Sehnsucht wächst proportional der Entfernung !”

 Im Winter1955/56 makten wi eine Klassenwanderung oewer denn’ taugefrorenen Tollensesee,  de bina tragisch  utgahn  wier:  Ick weit nich, wo Latschi oewerhaupt denn’ Maut hernahmen har, mit de ganze Klass  so’n gefährlichet Unnernähmen tau starten !? Dat Ies wier twor bald’n halben  Meter dick, oewer de ollen Niebramburger waren sich noch erinnern, dat de Tollensesee, wenn hei schon mal taufrorn is, so siene Tücken het  (Latschi mööt dat uk wüßt hemm’). Mit einen groten Krach entstahn plötzlich  -zich Meter lange Risse, de sich manchmal oewer denn’ ganzen See trecken.

Up einmal stünn wi also vör soein Hindernis. De Spalt wier  schon bannig breit un seech gefährlich ut. Latschis Anwiesung wier damals klipp un klor:   Ümkiern un runner von’t Ies!! Pingo makierte  mal werrer denn’ starken Mann, nehm Anloop un wull roewerspringen. Hei rutschte jedoch mit sien Absprungbein  wech un schlidderte in dat ieskolle Water. Sien grotet Glück  wier, dat hei noch nich unner dat Ies kamen wier, sondern denn’ Rand tau faten kreech. Wi hemm em denn mit vereinten Kräften dor werrer ruthalt un denn ging’t rasch na Hus. Uter’n düchtigen Schnuppen un ne ordentliche Standpauk von  Latschi (hoffentlich uk von sien Öllern tau Hus) keem nix wierer dorna.

Ick holl miene ierste Mathestunn’

Dees Winter 1956 har dat oewerhaupt in sich ! Wenn ick mi recht besinn, denn wiern dat im Februar poor Daach lang oewer 30 Grad Küll. Wie de Metereologen na denn’ kollen Winter ‘86  uträkend hemm’, gehürte de Februar ‘56 sogor tau de drei köllsten Monate in dit Johrhunnert ! De Schaul wier nich mihr warmtaukriegen un wür deshalb dichmakt (de Kohlen wiern bestimmt uk all).  Während de unneren Klassen   “Kälteferien” kreegen, müßten wi, de wi uns unmittelbor up dat Abi vörbereiteten, dorblieben un kreegenUnnerricht in de Internate. In dees’ Tied heff ick mieneierste “richtige” Mathestunn holln! Dat wier im  Internat Schillerstraat.

 Wi seeten alltauhopen in ein lütt Stuuf up Stäuhl un Dische, ja deilwies sogor up de Doppelstockbetten. Ick weit hüt gor nich mihr, worüm Latschi eigentlich nich dor wier. Wier hei bi de Küll uk’n bäten krank worn? Dat Thema för miene Stunn wier “Sphärische Trigonometrie”. Ansich ein leichtet un för mi uk  interessantes Stoffgebiet. Vääle in uns’ Klass harn dormit komischerwies mächtige Schwierigkeiten. Uk miene Banknahwersch Helga Pietnek. In dat schon erwähnte Gedicht oewer’t Stemhäger Klassendräpen ‘82 heff ick dat  bekanntlich so beschräben:... Dat Schlimmste wier - sei freet dat nie: De  “Sphärsche Trigonometrie”!

So eigenorich, wie sich dat för einen Butenstahenden  vielleicht anhürt: Dees’ ierste Mathestunn (eigentlich wier dat ja man bloß’n lütten Versäuk) hett uk dortau bidragen, dat ick giern Mathelihrer worn bün. Ick har dunn schon groten Spaß doran un uk dat Gefäuhl, dat ick dat packen, dat dat för mi genau dat Richtige sin künn.

Latschi up uns’ 20. Klassendräpen

Up dit  Klassendräpen het uns Latschi ein selbstgeschräbenet Gedicht vörlääst, dorbi stünn’ so manchen von uns de Tränen in de Ogen. Dorin keem sien Stolz tau’m Utdruck, dat utgeräkend sien Klass sonne Tradition entwickelt har. Hei  wünschte uns un sich nochmal 20 Johr Gemeinsamkeit. Leider hett hei’t nich mihr erlääft, dat uns uk dat gelingen süll. Dat Gedicht finn’ ji wierer unn’ in deesen Text.

Uns’ Latschi ward 75 !        

Dit Jubiläum im Dezember 1980 wier för soeben Männer von uns (ditmal also würklich “Männer”) de Grund dorför, de deilwies’ doch lange Fohrt in Richtung Niebramburg antauträden: Uns’ Latschi wür am 8. Dezember 1980 fiefunsoemtich Johr !! Wi hemm’ lang’ oewerlecht, womit wi em woll eine besondere Freud’ maken künn. Ick glööf, wi hemm’ uk dat Richtige funn:

  Ein zünftiger Männerskat !

Üm dat tau begründen, möt ick mal werrer in de Historie taurüchgahn: Ick har ja schon an anner Stell beschräben, dat Latschi ‘n richtiger Foß in Skat un Doppelkopp wier. Hei “kloppte” orrer “doeschte” ganz giern ein’. Wi haren dat ja in de Vergangenheit schon oefter miteinanner versoecht. Sogor Preisskate stünn’ schon up unse Tagesordnung! Mecki nehm de Vörbereitung in de Hand:

Neubrandenburg, den 15.10.1980 

Liebes Gretchen, lieber Hans!

Heute war ich nun gleich unterwegs wegen Latschis Geburtstag. Frau Latendorf fand  Deinen Vorschlag bzgl. Skat sehr gut (Latschi war gerade zum Angeln). Im Hotel “Vier Tore” habe ich das Großraumappartement leider nur für den 20.12. bekommen. Ich habe Latendorfs informiert, sie haben nichts weiter vor  an dem  Wochenende - es geht also klar. Das Appartement hat Übernachtungsmöglichkeiten für 6 Personen. Ich erwarte nach dem Treffen Bescheid, wer evtl. kommt, wann es losgehen soll, ob evtl. auch die Frauen....

...hei “kloppte”
orrer “döschte”
ganz giern ein’

Latschi het ja  ümmer gaut bi uns’ Skatpartien afschnäden. Unsen ierstenPriesskat har hei sogor gewunn’. Wat leech also neeger, as dat wi uns mit em “wie in alten Zeiten” tau einen zünftigen Skatabend tausammenfünn’?

Mecki nehm also de Saak  in de Hand. Dat klappt mit dat “Großraum-Appartement” im Hotel “Vier Tore”, hei uk besorgte poor schöne Pries’ un denn künn’t losgahn! Leider het Latschi ditmal nich gewunn’ (sowiet ging de Fründschaft ja nu uk nich), hei ging sogor ganz ohn’ Pries na Hus. Dat wier uns un uk em oewer nich dat Wichtigst’. Dat wier einfach de Tatsach’, dat wi mal werrer de Tied un denn’  Willen upbröcht  haren,  uns  allen  (ganz besonders Latschi natürlich) eine gemeinsame Freud’ tau maken.

De ganz grote Gewinner an deesen Abend wier oewrigens Peter. Leider het Inga tau Hus in Torgelow am nächsten Dach bloß noch am Etikett von de leere Buddel seihn künnt, wat hei gewunn’ har. Wenn’s Glück hat het, denn dürft’ sei sogor eis an de leere Buddel rüken (wenn Peter se oewerhaupt mit nah Hus nahmen het). Wi hemm’ jedenfalls na denn’ Skat in dees Nacht uk noch sien Buddel leermakt.

De Skat het bether un ward uk in Taukunft up uns’ Klassendräpen eine wichtige Rull spälen: Seit “Pödder ‘84” (will sengen seit Pööders Klassendräpen 1984 in Nahmitz un Potsdam)  hemm’ wi nämlich einen Wanderpokal. Dei möt nu natürlich ümmer utspäält warden. Üm uns’ Fruhgens hemm’ wi dorbi keine Bang’, dei hemm’ jedesmal sovääl Gesprächsstoff, dei wür för drei un mihr Skatabende reiken. Un denn hemm’  wi ja noch poor männliche Skatlaien, dei unnerstützen se dorbi na Kräften.

 

 Uns’ Latschi läft nich mihr !

Grad hef ick dat Manuskript von dees Geschicht oewer unse Klass afschlaten, dor bringt uns ein Postbote Meckis Telegramm:

                                                         Latschi  verstorben  trauerfeier  dienstag  12.45

Latschi läft nich mihr !  Hei ward nie werrer unner uns sin, nie werrer mit uns plaudern, ’n lütten Spaß mit uns maken, nie werrer ’n Skat mit uns spälen! Am 19. März 1985 is hei im Öller von 79 Johren för ümmer von uns gahn

Das letzte Foto von unserem
Klassenlehrer “Latschi” Latendorf

aufgenommen im Februar 1985 in seiner
Wohnung in der Rosenstraße in
Neubrandenburg

Un dorbi haren wi schon soväl Pläne makt: Deese Geschicht’ von “sien” 12B2  wull   ick   em   oewerreiken. Tau sienen 80. Geburtsdach, denn’ hei noch im selben Johr am 8. Dezember begahn har, wulln wi em werrer einen schönen “Männerskat” schenken... All freuten sich schon dorup, dat wi em tausammen mit sien Fru im nächsten Johr up uns’ doertigstet Klassendräpen in Niebramburg begrüßen künn’...

Doch leider!   Latschi, Du  süßt  dat  nich mihr erläben!  Wi truern  üm Di as  unsen ollen Lihrer,  as  unsen  ollen    Fründ,  dei väl mit dortau bidragen het, dat de 12B2 vom Johrgang 1956 all de Johren bet hen na  1985  as Kollektiv  bestahn  bläben is.:

Wi erinnern uns noch giern doran, wat Du uns up uns’ twintigstet Klassendräpen 1976 in Nonnenhof am Tollensesee vördragen hest

Schon zwanzig Jahre, man glaubt es kaum.
Die Zeit verging fast wie im Traum,
da die 12B2 im Abi schwitzte
und sich bei Mathe die Köpfe erhitzte.
Vorher gab ’s der Sorgen so viel,
nachher war ’s fast nur ein Kinderspiel.

Längst sind die Sorgen und Nöte vergessen,
die man hatte, als man in der Schule gesessen.
Sehr bald merkte man, daß die Schülerzeit
doch eigentlich war reine Sorglosigkeit.
Die Jahre sind dahin geschwunden,
alle haben liebe Ehegatten gefunden.
Bald sind die Kinder nun soweit,
daß für sie kommt die Reifeprüfungszeit.

Einmalig ist, was die 12B2 hat geschafft,
eine nie versiegende Kollektivkraft !
  Wie sah ’s in der 11. damit noch böse aus,
stets Zank und Streit, fast wie im Sturmgebraus.
  Möge diese Freundschaft so weiter bleiben
und immer neue Früchte treiben,
so daß nach weiteren zwanzig Jahren
noch alle die gleiche Zusammengehörigkeit wahren !

20. Klassentreffen 1976:
Unser Latschi trägt sein Gedicht vor

För mi wier dat selbstverständlich, dat ick Latschi up sienen Wech von de Friedhofshall bet an siene letzte Ruhestätt begleiten wür. Näben mi wiern ut uns’ Klass,  ut  “sien” 12B2, noch anwäsend: Pödder ut Neuruppin, Herbert ut Stemhagen, Peter ut Torgelow un Mecki ut Niebramburg. Also haren sich in de Trauergemeinde genau dei fief Getreuen infunn’, dei ick wierer baben schon as den “harten Kirn” von uns’ Klass beteikend har. Herbert besorgte einen Kranz, up dessen Schleif ein  letzter Gruß von uns all stünn.

Vör de Friedhofshall haren sich schon, as wi gemeinsam dor ankeemen, von unse ollen Lihrer un Bekannten infunn’: Pauker Neuendorf, Homo Schiffner, Jimmy Gebert, Baby Bewersdorf, Herr Geist un uns’ oll Schaulsekretär HerrAlbrecht. Ein langer Toch folgte Latschis Sarg im Anschluß an de Truerfier up denn’ Wech na de Grabstell. Näben unsen Kranz lechte ick einen  letzten Blaumengruß von Gretchen af. Sei het leider ut dienstlichen Grünn’ nich mitführn künnt. Anschließend drückte ick Fru Latendorf un ehre vierJungs mien un unser aller Beileid ut. Sicher het sei sich uk’n bäten freucht (orrer vielleicht kommen ehr deese Gedanken ierst mit einiger Tied Afstand), dat uk wi in deese Abschiedsstunn’ anwäsend wiern.

Up denn’ Wech taurüch na’n Parkplatz gesellte sich Jimmy tau uns fief. Unse gemeinsamen Erinnerungen gingen nochmal doertig Johr’ taurüch, in dei Tied, wo wi bi Latschi Mathe, Physik un Chemie haren ...

Vorstehender Text ist ein Auszug aus der “Chronik eines Kollektivs”, erschienen zum 30. Klassentreffen 1986 in Neubrandenburg.

Wir trauern um
Frau Latendorf

Mecki hat an der Beerdigung teilgenommen und im Namen der 12B2 ein Blumengebinde auf das Grab gelegt.

Am 2. November bekamen Gretchen und ich Post von Latschis Sohn aus Anklam.
Darin das folgende Foto sowie eine Danksagung:

Latschi

G. Mardt

Sportlehrer

Jimmy

Bewersdorf

Spucki

Lundi

Schiffners

Bolle

Pauker

Dreßlers

Unsere Lehrer

Wegweiser